Foto: Luca Maximilian Kunze
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Zu Gast im März

18-03 | Fabian Hartmann

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Zu Gast im Mai

17-05 | Philipp Röding

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1231

Ich masturbiere.

1230

Differenz und Wiederholung

 


Schon seltsam,
denke ich,
dass.


Schon seltsam,
denke ich,
das.

1229

& I was like

ding
e die
man einmal im
leb
e
n
gemacht haben sollte
einem land den krieg erklären yeah

1228

Smiley

 



burn
ENERGY DRINK
ORIGINAL

 


& immer bereit
still zu verbluten
im feldgrauen Kleid


& everyone’s competing for a love
they won’t receive
Smiley

1226

 Leben ist einfach. Man darf nur nicht zu viel erwarten.

1225

Ich masturbiere. Es ist einfacher so.

1224

Kindergarten

 



Lächerlich sanft
mit der
Zunge

 


Über
Zahnbelag
fahren.


Es sind
bekanntlich
die kleinen Dinge.

1223

Essen bestellt, keinen Hunger.
Wieviel kriegt der,
der das Essen bringt?
Trinkgeld.

 


Es ist heiß.
Die Stadt: ein Stausee
aus Hitze.
Kaum Trinkgeld.


1x N5 Nudeln – Gebr. Nudeln mit Knuspriger Ente,
das meistbestellte Gericht
bei denen.
Kein Hunger

1222

Ich denke an O. Ein schöner Buchstabe. Ich bestelle etwas zu essen.

1221

Analsex

 



Du weißt, sage ich, dass, was
wir wollen
könnten, wenn unser
Begehrungsvermögen
nicht komplett im Arsch wäre —
dass das dann
auch nicht genug
wäre.

 


Du sagst: Ich weiß.

1220

Ich bin leer.
Ich fülle nach
Tee

1219

Das paranoide Kind

 



Als wollüstige kleine
Feinde habe ich
die Waren
in den Regalen der Supermärkte
in Erinnerung.

 


Als etwas, das
starrt,
mit vielen Augen. Etwas,
das etwas
von mir will.


Die Schokolade, der
Apfelsaft,
im Sommer
Eis.
(Das alles existiert. All das ist immer da.)

1218

Ich masturbiere und schreibe "Ich masturbiere" auf Twitter. Jemand favt den Tweet.

1217

;)

 


Der Zwinkersmiley
ist ein böses Tier.
Der Zwinkersmiley ist die Swastika
der Gegenwart.



Und wir schlügen den Messias,
gäbe es 1 Messias,
an den

 

?

 

Wir zwinkersmileyten ihn
bös.

 

1216

[...]

 


Du könntest jetzt sterben

 


oder jetzt


oder


jetzt

1215

Der Sexappeal des Begriffs des Eigentums

 


I

 


Jeder Anfang ist willkürlich
Es ist Nacht
Lass mich die Bedingungen spezifizieren
Mach den Mund auf


Ich erkläre mich dir
Durch Rekurs
Auf die Begriffe
Langeweile


Angst
Innere Leere
Trägheit
Verzweiflung


Es scheint mir ein angemessenes Intensitätslevel
Für eine Beziehung zu sein
Hin & wieder
Einen Tweet der anderen Person zu faven

 


II

 


Jedes Ende ist willkürlich
Ich gehe
Jetzt Rihanna googeln oder hinaus in die kalte Nacht
(Höhö)


Money on my mind Mama
& Papa sind Blumen
Schmerzen
Sterbende Pflanzen nein


Nein
Nein
Nein
Ja

1214

Flucht

 


Mein Spiegelbild befriedigt mich.
Die Nacht ist lang.
Ihr schwarzes Haar.
Ich trinke Zeit.
Ich bin ein Ding
aus Holz.
Das treibt dahin.
Im Bach.
Und kleine Kinder
finden mich.

 


Die roten Lippen
um den Abgrund,
aus dem Worte kamen.


Sie flieht durch die Nacht. Auf viel zu hohen Absätzen.

1213

O Google

 


Ja, ich will. Und es
ist da.
„nwefnjwef ked“
findet
Google
auch.

 


Es gibt jetzt
alles.


Wie sehr es alles
gibt!


„hitler porn transzendental kawaii“
„Liebe“
„eqjfv“

1212

Wie ich mir Erlösung immer vorgestellt habe


Der Blick von oben
erfasst
die tanzenden Menschen
im Licht
im Schall
im Heil.

 


Sie sind erlöst.
Und sie wissen
es.


Es ist alles wie immer.
Es ist nichts wie immer.


Sie tanzen.


Sie sind erlöst.

1211

 Ich hasse mich selbst.

1210

 

Ich ziehe einen Strich -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

 

1209

Dann rauche ich aber trotzdem noch eine Zigarette und starre aus dem Fenster. Und dann noch eine ... Ich weiß nicht, was ich tun soll. Dann wichse ich zu dem Video "Gorgeous Girls Playing Together" auf YouPorn. Ziemlich geil. Ich denke an O.

Ich esse etwas. Ich lese etwas im Internet. Dann schreibe ich ein Gedicht.


Abendlied

 


Nihilistisch
schwimmt
der Abend in der Dämmerung
so blau


Und gleiten Vögel
fast wie GIFs
vorbei


Gelb quillt
aus vielen Fenstern


Und Fernsehsender wechseln

1208

Ich wache auf; der Morgen hat etwas Tröstliches, aber auch etwas Grauenvolles. Ich habe von O. geträumt ... Ich ziehe mich an, gehe hinaus auf die Straße, da drüben ist der Supermarkt. Ich gehe einkaufen. Der Supermarkt ist fast leer. Die Frau, die die Regale einräumt, murmelt „Guten Morgen“. Ich hole mir einen Energy Drink, ein Fertiggericht mit Nudeln, Brot … An der Kassa murmle ich „Mit Karte, bitte“, stecke die Karte in das Lesegerät, tippe den Code ein — Es macht „Brrrrähäää“ (oder so ähnlich), die Karte funktioniert nicht, ich kann nicht bezahlen.


Ich versuche es noch einmal, weiß schon, dass es auch beim zweiten Versuch nicht funktionieren wird; es funktioniert auch beim zweiten Versuch nicht. Ich murmle „Scheiße“, zucke andeutungweise mit den Achseln, stehe da wie ein großer Pinguin — deplatziert. Ich schiebe die Sachen ein Stück zurück in Richtung Kassiererin, schaue ihr nicht mehr in die Augen, murmle „Hmm — ja“ und verlasse den Supermarkt.


Später, in der Wohnung am Fenster, rauche ich eine Zigarette und denke: Es ist seltsam, wie man die Artikel, die Lebensmittel (whatever) so herumschleppt im Supermarkt, als würden sie einem bereits gehören. Man darf sie anfassen, man kann sehr lange mit ihnen im Kreis gehen, wenn man möchte. Supermärkte sind da sehr liberal … Ich muss husten, mir ist schlecht, mir ist eigentlich gar nicht nach Rauchen.

1207

Ich wäre bereit, für Dich zu sterben, sollte ich jemals leben


Look at the flowers
Political correctness gone mad

1206

Booty Call



Ich brenne durch die Nacht.
Ob hier oder die Liebe.


Komm klatschnass, großbrüstig
unterm Trenchcoat,
Du.
Karamellnacht fließt.


Ich will Dich wollen, wir strampeln
wie Quellen
ineinander.

1205

Keine kritische Anmerkung



„Man muss auch leben“,
sagte sie, inmitten
des Lebens,
seltsam neben mir.


Ich nickte.
Ich knickte
ein.
Ich habe sie gefickt.


„Warum?“
fragte sie.
„Weil, man muss auch
leben.“


Sie nickte.
Sie knickte
ein.
Sie hat mich geliebt.
Usw. usf.

1204

Logos



„Mir ist irgendwie schlecht“
An dem, was
wir sind,
stößt sich der Regen.


„Irgendwie schlecht“
Greifbar
blüht’s Dir
von den Lippen.


„Irgendwie“
Zwei Körper
treiben
durch die Nacht.


„Mir ist“
„Mir auch“

1203

Ich liebe Dich, Baby, mein Überwachungsstaat!



Meine knapp zwei Meter
Fleisch
In dem gemachten Bett
Deiner Augen


In keinen
Schlaf
Gesungen sondern zu ewiger
Ekstase


Gezwungen durch
Deine
Stimme die überall ist immer
Hart


Und weich
Wie
Bierbrau-
Wasser

1202

Ich habe die Spinne & ihre Beute, die tote Fliege, vergessen & sitze vor dem Computer & schreibe Liebesgedichte. Ich schreibe manchmal Gedichte. Heute schreibe ich Gedichte für O.


2. Person Singular

Der Riss im Himmel
Kussmund
Aus dem Regen fällt
Du

Kämmst dir die Augen
Wodkafingerst
Die Lippen zurecht
Du

Drückst die Zunge
Gegen mein
Bewusstsein
Kellerkühl

1201

In meiner Wohnung hat eine Spinne ihr Netz aufgespannt. Es ist ein kleines, unansehnliches Spinnennetz, in dem die Spinne Fliegen fängt. Nichts Besonderes, in irgendeiner Ecke der Wohnung. Ich bin auf die Spinne aufmerksam geworden, als eine Fliege sich in dem Netz verfangen hatte & schrecklich laut summte. Zuerst dachte ich, mehrere Fliegen hätten Sex oder so. Es stellte sich aber heraus, dass es nur eine Fliege war, die, gefangen in dem Netz der Spinne, ihrem Tod entgegensummte.
Die Spinne bewegte sich vorsichtig um die Fliege herum & stieß immer wieder vor, um zu testen, wie viel Widerstand die Fliege noch leisten konnte. Das ging eine ganze Weile so: Todeskampf der Fliege, deren Bewegungen zwar geräuschvoll, aber nutzlos & nicht einmal ein echtes Zappeln waren; dazu das Kreisen & die gelegentlichen Vorstöße der Spinne.
Ich machte ein Photo mit dem iPhone, aber optisch sind Spinnen & Fliegen nicht allzu eindrucksvoll. Auch das Leben von Spinnen & Fliegen ist ja nicht besonders … Interessant? Wichtig? Für uns? Naja, es ist nasty, brutish, and short.
Die Fliege hörte irgendwann zu summen auf. Ich war in ein anderes Zimmer gegangen, kehrte jedoch zurück, als ich nichts mehr hörte. Ich sah, wie die Spinne an der Fliege, die nun wahrscheinlich tot war, saugte. Ja, ich glaube, sie saugte an dem toten Körper. Ich wollte nicht so genau hinsehen, ich empfand Ekel.
So verlängerte sich das eine mickrige Leben ein wenig auf Kosten des anderen mickrigen Lebens. Der eine Körper saugte den anderen aus, um das eigene Sein zu maximieren; um sich fortzupflanzen, um etwas — was eigentlich? — weiterzugeben. Dabei folgten sie beide, die Spinne, die hier Sieger blieb, & ihr Opfer, die Fliege, Verhaltensmustern, denen Spinnen & Fliegen nun einmal folgen. Denen sie, wie man sagt, blind folgen.
Ich könnte ja, um die Fliege zu rächen, die Spinne töten & ihr Netz zerstören. Vielleicht werde ich das tun. Immerhin ist es meine Wohnung.