Foto: Luca Maximilian Kunze
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0311

»Der Tag, an dem Mindy Miller dicke Oberschenkel bekam« (5)

(…)
Die Stutzen – ein Geschenk ihrer Mutter – waren knallig rot und gefielen ihr nicht sonderlich. Aus dem einfachen Grund, sie  nicht enttäuschen zu wollen, zog Mindy sie nun dennoch über ihre Waden. Mindy schaute in den Himmel, als sie sich die Schuhe band. In einen allzu klaren Himmel, durch den hin und wieder eine seichte Wolke zog, und dann auf ihre Waden in diesem prall gefüllten, dicken, roten Sockenstoff und war schockiert: Hatte sie jemals so dicke Waden gehabt? Hatte sie jemals den Sommer gerochen? Ihr Blick wanderte die Beine hinauf zu den Oberschenkeln, dessen Anblick sie nicht weniger entsetzte.
(…)

 


[11/03 11:55] – Arbeitsheft

»Scheiß auf die in Polizeiwachen organisierten Psychiater, dachte er immer, wenn er die hundert Escudos im Durcheinander der Brieftasche suchte, scheiß auf die Großtempel der Psychiatrie, auf die aufgeblasenen Etikettierer des Leidens, auf die Schwachköpfe mit der einzig widerlichen Form der Verrücktheit, die darin besteht, auf das Strafgesetzbuch der Lehrbücher gestützt, die Fremdheit fremden Wahnsinns zu überwachen und zu verfolgen, scheiß auf die Kunst der Katalogisierung der Angst, scheiß auf mich selber, schloss er, während er das bedruckte Viereck einsteckte, denn ich mache mit, indem ich zahle, anstatt in den Eimern mit dem verbrauchten Verbandszeug und in den Schreibtischschubladen der Ärzte Bomben zu verteilen, um in einem triumphalen Atompilz einhundertfünfundzwanzig Jahre Überwachungsidiotie seit Pina Manique explodieren zu lassen.«
– António Lobo Antunes, Elefantengedächtnis (1979)

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