Foto: Luca Maximilian Kunze
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„Dritte“ Nachricht:

Du ahnst es doch schon, dass deine Bemühungen fruchtlos bleiben und deine Träume unverwirklicht, dein Bankkonto leer, deine Kleidung zerschlissen und von Motten zernagt, dein Abschluss unvollständig, die Beziehung zu deinen Eltern gestelzt und gestört, deine Social-Media-Accounts totale Rohrkrepier und das Display deines Smartphones wirst du in hundert Jahren noch nicht repariert haben, und du wirst dir auch niemals ein neues kaufen, deine Spaziergänge sind ohne Ziel und ohne Frage, deine Ansichten zur Natur und zur Sexualität unzusammenhängend, inköharent und nichts weiter als nervöses Gejauner in den Ohren eines indifferenten Psychiaters, sieh den Tatsachen ins Auge, HOMBRE, niemand hat dich darum gebeten, der Welt deinen Schmerz mitzuteilen, dich modisch zu kleiden, deine Ausdrucksfähigkeit zu verbessern, teures Parfüm aufzutragen oder deine Haare mit Wachs zu frisieren, mag sein, dass ich dich einst genau dazu ermutigt habe aber dir sollte doch längst klar geworden sein, dass ich das nur gemacht habe um dich reinzulegen und damit du uns endlich in Ruhe lässt, und dass der geringe Vorrat an Sympathie und Geduld, den das Universum dir und allen anderen vorschießt, mittlerweile verbraucht ist, und mein Rat an dich kann also nur lauten: Lege den Stift hin, schalt den Computer aus, versuche noch umzusatteln (es ist noch nicht zu spät; du hast zwar herumgetrödelt wie ein Weltmeister, aber wenn du jetzt sofort handelst, kannst du es noch immer zum Logopäden bringen), lauf in die nächste Drogerie, kauf ein Päckchen Zahnseide mit Minzaroma und drehe aus dieser Zahnseide mit Minzaroma einen Strick, der dein geringes Gewicht zu tragen imstande ist und dann hänge dich daran auf, so stinkt zumindest dein Hals nicht, wenn sie dich runterschneiden.