Foto: Luca Maximilian Kunze
Foto: Luca Maximilian Kunze

Zu Gast im März

18-03 | Fabian Hartmann

> zur Biografie

> zum online-KLISCHEE

Zu Gast im Mai

17-05 | Philipp Röding

> zur Biografie

> zum online-KLISCHEE

0325

Auf dem Lande


Auf dem Land gibt es einige Unterschiede. Da man hier nichts hört, außer Vogelgezwitscher, schimpfen die Leute natürlich auf die Vögel. Zu laut sind die. Und viel zu viele gibt es davon, seit die Katzen weg sind. Viel zu viele Mäuse und viel zu viele Vögel seit die Katzen weg sind. Es gibt auch viel zu viele Rehe, aber das hat nichts mit den Katzen zu tun. An den Rehen sind die Jäger Schuld, sagen die Bauern. Die Jäger schießen nicht genug Rehe, sagen die Bauern. Und die Rehe fressen den Hopfen, sagen die Bauern. Und die Rehe sind doch für die Jäger da und der Hopfen für die Bauern und nicht für die Rehe. Als Bauer braucht man seinen Hopfen. Die Jäger können eigentlich auch nichts dafür, dass es zu viele Rehe gibt. Sie schießen so viele Rehe wie eh und je. Nur die Rehe werden halt immer mehr. Der einzige natürliche Feind des Rehs ist das Auto. Und die Autofahrer fühlen sich halt nicht dazu verpflichtet Rehe umzufahren. Die wollen das ja sogar lieber vermeiden. Die Jäger dürfen eigentlich auch gar nicht mehr Rehe schießen. Sonst beschweren sich die Anrainer über den Lärm vom vielen Schießen. Die Vögel sind zwar laut, aber das Geschieße ist trotzdem immer noch schlimmer, sagen die Anrainer. Wenn die Jäger wenigstens auf die Vögel schießen würden und nicht auf die Rehe. Die Rehe machen doch eh keinen Lärm, sagen die Anrainer. Die Jäger wollen auch selber gar nicht mehr Rehe schießen. Sie sind schon manchmal überfordert mit den Rehen die sie jetzt schon schießen. Alle geschossenen Rehe muss man, wenn sie nur verwundet sind, artgerecht töten und dann (der schlimmere Teil) nach Hause schleppen. Da kommt der Jäger jetzt mit seiner Beute auf dem Rücken den ganzen Weg durch den tiefen Wald gewandert, um das geschossene Reh stolz und voller Erwartung auf Anerkennung seiner Frau zu präsentieren, und kriegt von dieser nichts weiter zu hören, als, dass in der Gefriertruhe ohnehin kein Platz mehr für noch mehr Rehe sei und dass die Frau es leid sei tagtäglich Rehbraten oder Rehfilet oder Rehschnitzel zu essen und warum der Jäger nicht einfach mal einen Kürbis oder ein paar Zucchini schießen könne, die bewegen sich doch eh nicht.
Bei all den Rehen überlegte man schon, ob man die natürliche Feindfauna des Rehs rekultivieren sollte. Also genauer gesagt Wölfe und Bären wieder ansiedeln, damit die Jäger weniger zu schleppen haben. Das geht solange gut, bis es einem Wolf irgendwann auch zu blöd wird tagtäglich Rehfleisch zu essen und auf kurz oder lang dann einmal ein Schaf reißt. Da Schafe im Gegensatz zu Rehen wertvoller (weil behaarter) sind, gibt das natürlich sofort einen riesigen Tumult mitsamt Bauernaufstand, weil Wölfe schließlich wissen sollten, dass sie keine Tiere zu fressen haben, aus denen man noch mindestens ein bis zwei Pullover anfertigen hätte können. Nach solch einem Vorfall ist es egal, wie viele Wölfe nun angesiedelt worden waren, aber es waren ganz klar zu viele.
Bauern sind gegen so was aber abgedeckt. Wenn ein Wolf ein Reh frisst, bekommt der Bauer sofort Entschädigung vom Staat. Wenn ein Biber einen Damm baut und dadurch ein Getreidefeld überflutet wird, bekommt der Bauer auch Entschädigung vom Staat (Biber-Management). Fraglich ist es, ob man als Bauer Entschädigung bekommt, wenn ein Biber ein Schaf frisst und fraglich ist es auch, wer Entschädigung bekommt, wenn ein Schaf einen Bauern frisst.
Entschädigung bekommt man auch als Zivilist, wenn man ein Reh überfährt. Das nennt sich dann Wildschaden. Alles was man tun muss, ist nachzusehen, ob das überfahrene Tier noch lebt, wenn dem so ist, herausfinden, wer der zuständige Jäger ist, dann den zuständigen Jäger herbeirufen, diesen das Tier ordnungsgemäß töten lassen, der Polizei melden, dass man ein Tier überfahren hat, nichts an dem Auto ausbessern lassen oder die Blut- und Haarspuren des Tieres an der Stoßstange entfernen, bis sich nicht ein Gutachter die Blut- und Haarspuren angeschaut hat, um zu bestätigen, dass da tatsächlich Blut- und Haarspuren an dem Auto sind, anschließend das Auto säubern und reparieren lassen und mit der Rechnung das Geld zurückfordern.
Alles in allem ist es einfacher, das Reh direkt der Frau des Jägers anzudrehen, oder es einfach gleich an Ort und Stelle zu verspeisen.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0