Foto: Luca Maximilian Kunze
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U-Bahn


In der Ubahn setzt sich ein recht heruntergekommener, wahrscheinlich alkoholkranker Mann neben mich. Er hat lange, zu einem Pferdeschwanz gebundene Haare. Statt eines Haarbandes dient die Lücke über dem Verstellriemen seiner Schirmkappe als eine Art Nadelöhr. Er hält ein billiges Bier in seiner Linken, ist entsetzlich müde und nickt alle paar Sekunden ein. Immer, wenn er einnickt, kippt sein Körper zur Seite. Das Gefühl, sein Gleichgewicht zu verlieren weckt ihn wieder. Ich bin besorgt, dass er beim Einnicken seine Balance gänzlich verlieren und zu Boden stürzen könnte. Ich bin sogar beruhigt, als er schließlich einmal in meine Richtung kippt. Er liegt kurz auf meiner Schulter, dann wacht er wieder auf und entschuldigt sich peinlich berührt. Ich sage, es mache nichts und biete ihm an, die Plätze zu tauschen, sodass er sich am Fenster anlehnen könne, doch er lehnt dankend ab, sagt, er müsse ohnehin bald aussteigen und erkundigt sich, ob wir bereits an der Längenfeldgasse vorbeigefahren seien. Wir fahren in Richtung Heiligenstadt, haben die Längenfeldgasse also schon weit hinter uns. Der Mann muss in die andere Richtung umsteigen und den ganzen Weg retour fahren. Als ich ihm das sage, wirkt er sehr enttäuscht. Er entschuldigt sich noch mal für das Einschlafen an meiner Schulter. Bei Spittelau muss ich aussteigen. Er steigt ebenfalls aus, um zurückzufahren. Wir verabschieden uns. Ich hoffe beim Weggehen, dass er nicht im Stehen einschläft und auf die Gleise taumelt.

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