Foto: Luca Maximilian Kunze
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0320

Morgengymnastik


Es ist Morgen und die Rasensprenger drehen sich. Die Rasensprenger drehen sich, die Fahrräder, die Disc-Man-CDs und die Morgengymnastikmenschen auch gelegentlich.
Sie stehen auf einer Wiese, bleiben stark und lassen jetzt nicht nach. Ab und zu sind ihre Gliedmaßen gestreckt und ab und zu sind sie gespannt. Abgesehen vom Gruppenleiter sind es tatsächlich ausschließlich Frauen Ende 20 mit Pferdeschwänzen. Der Gruppenleiter zählt oft von 5 zu 1 hinunter und sagt dann entweder Go! oder Stopp!.
Die Frauen kriechen und krümmen sich um ihn herum auf dem Boden. Einige niesen hin und wieder, da das Gras nass und kalt ist und der Wind in regelmäßigen Abständen feinen Nebel von den Rasensprengern über die Wiese trägt.
Die von der Gruppe benutzten Geräte könnte man völlig unauffällig inmitten eines BDSM Etablisements platzieren, ohne dass es jemandem auffallen würde.
Die vorbeilaufenden Jogger schauen jedes Mal neugierig zur Seite, wenn der Gruppenleiter die Übungen zum Gesäßmuskeltraining vorzeigt.
Im Gesamtbild wirkt das Szenario wie eine positive Alternative zu den Bundesheerübungen, die mehr auf Belohnung, als auf Bestrafung ausgerichtet ist.
Neben den Joggern laufen gelegentlich auch Müllmänner vorbei, die nicht weniger interessiert zur Seite schauen.
An der Stelle, wo sich die Morgengymnastikmenschen aufhalten, kann man im Nachhinein noch deutlich das platt getretene Gras erkennen.
Die Gruppe hat zwischen den Übungen stets 20 Sekunden Pause, doch die meisten Teilnehmer hören bereits 5 Sekunden vorher auf, während der Trainer erst mit dem Endcountdown anfängt.
Die Sonne geht hinter dem Haus auf, in dessen Schatten die Gruppe trainiert.
Der Gruppenleiter wirkt, als hätte er eine eigene Ausbildung in enthusiastischem Anfeuern absolviert. Er sagt, er wisse, dass es schwer sei, aber schwer sei gut.

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