Foto: Luca Maximilian Kunze
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PHASE 2

Bis jetzt haben sich noch keine Pannen ereignet, die einen unglücklichen Tagesverlauf verheißen könnten. Alles, was gut gehen konnte, ging bisher gut. Keine Abwesenden, kein Scheißwetter, keine Zugverspätung, kein Schienensuizid, kein Verirren. Ja, es gab noch nicht einmal großartiges Gezeter, als Keblatt die Klasse mit der Um-ein-Haar-Hiobsbotschaft überfiel, dass vom Bahnhof bis zum Lager ein zwanzigminütiger Fußmarsch ansteht. Indes, noch ist nicht aller Tage Abend. Alles kann ja noch passieren, sich beschämend und ärgerlich entwickeln. Keblatt ist unter Spannung wie ein Elektrozaun. Sollte auch nur einer ihrer überreizten Adoleszenzquälgeister Aufsehen erregen durch Geschmacklosigkeiten, wird er unweigerlich einen verpasst bekommen. Oh ja.

Kurz vor dem Besucherzentrum hält Keblatt mit den Jugendlichen an. Manche von ihnen starren erwartungsvoll auf die mit großen Lettern überzogenen Wände: Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen. Ein erbaulicher Anblick, findet Keblatt, wenigstens ein paar der Mädchen und Jungs lassen Neugier und Interesse erkennen. Fast möchte sie ihnen dafür eine Eins geben.

Andere dagegen – oder besser gesagt: der Rest - treten unruhig auf dem Fleck, stecken sich Zigaretten in die Guschen und reden über Dinge, die ihr Teenager-Orbit bewegt. Während Keblatt die rauchenden Halbwüchsigen beobachtet, kommt ihr unvermittelt der gruselige Gedanke, dass sich jene auch im Lager eine anstecken könnten; an einem Ort, wo Menschen rund um die Uhr in Krematorien verbrannt wurden. Aufgescheucht von dieser Horrorvorstellung, beschließt Keblatt eine kurze Ansprache vor ihrer unberechenbaren Meute zu halten.

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