Foto: Luca Maximilian Kunze
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Das Konzentrationslager kostet wenigstens nichts, murmelt Lehrerin Keblatt in sich hinein und kommt zu dem weisen Entschluss, mit der Klasse nach Sachsenhausen zu fahren als Kompromiss für die geplante und ob eines Brandunglücks nunmehr ins Wasser gefallene Bildungsreise ins Naturkundemuseum. Denkt sie genauer darüber nach, ist das Brandunglück eigentlich für alle Beteiligten – sieht man von den Museumsangestellten ab - das Beste, was geschehen konnte. Wie sollten auch ein paar vermeintlich bemerkenswerte Mineralien hinter den Vitrinen eines Gurkenmuseums das Quasi-Weltwunder vollbringen, die Aufmerksamkeit der in Zeiten der hormonellen und neuronalen Überlastung befindlichen Jugendlichen an sich zu reißen; wo doch selbst sie als lebende, sich durch Kommunikation bemerkbar machen könnende Materie daran scheitert? Keblatt hört die betagte Stimme der Museumsmitarbeiterin im Kopf, von faszinierender Fluoreszenz hat sie gesprochen und dass es mit dieser nun ob der Brandschäden ein für alle Mal vorbei sei. Als ob faszinierende Fluoreszenz es nun gerissen hätte. Keblatt macht ein spöttisches Gesicht. Mit Verlaub, aber wenn Jugendliche darauf erpicht sind, bunte Lichter zu sehen, machen die sich schon selbst einen Bunten mit psychologisch bedenklichen Substanzen, kommentiert sie ins Leere. Und wahrscheinlich wäre dergleichen sogar für sie selbst weitaus unterhaltsamer, als ein paar bescheuerte Steine bei ultraviolettem Licht rot, blau, gelb oder wie auch immer leuchten zu sehen und sich gemäß der Etikette für Lehrkörper den Anschein der Ergriffenheit zu geben. Keblatt versucht sich das Brand beschädigte Erdgeschoss des Museums vorzustellen und die mit Ruß bedeckten Mineralien. Hin und wieder ist auf die jämmerliche, aus Stumpfsinn randalierende Jugend doch noch Verlass, wird sie gewahr.

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