Denn es ist gewiß nicht der Sinn der Welt, aus „Nationen“ zu bestehen und aus Vaterländern, die, selbst wenn sie wirklich nur ihre kulturelle Eigenart bewahren wollten, noch immer nicht das Recht hätten, auch nur ein einziges Menschenleben zu opfern.
– Joseph Roth, Juden auf Wanderschaft
Ein letztes Mal bei der Busstation. Die Wartenden von Heute sind nicht die Wartenden von vor Tagen. Die Gesichter wechseln stündlich. Eine siebenköpfige Familie, der Vater mit großen Plastikbeuteln in den Händen. Eine suchende Frau. Das schreiende Kind am Straßenrand. Die Frau hat ihr Kind gefunden. Überfüllte Busse. Vierzig Euro pro Kopf und das falsche Versprechen vom Fahrer, er werde sie bis zur Grenze fahren. Die Grenzen sind dicht. Kein Durchkommen mehr. Alles staut sich: Die Menschen und ihr Leid, das Leid und die Angst, die Angst und die Leere. Alles staut sich und verschwindet vor unseren Augen. Der Regen vermag es nicht wegzuspülen, im Gegenteil. Die ganze Scheiße, die hier passiert, ist unser Vergehen an einander. Ich schließe die Augen.
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