Foto: Luca Maximilian Kunze
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0605

Dinge für sich behalten – wie Erinnerungen.

 

Ich mag es z.B. wenn in einer Knabberbox das Knabbererzeugnis der einen Sorte beim maschinellen Einfüllen im genormten Raum der anderen Sorte landet. Ich frage mich, wie es ihm ergangen ist allein unter Andersartigen. Ich stelle es mir nicht einfach vor. Ich denke, er hatte es nicht leicht. Vielleicht hat er versucht, eine Religion zu gründen, zur Rechtfertigung der eigenen Existenz. Ich schaue ihn lange an: Wie ist es dir ergangen? Leider habe ich die zu ihm gehörende Sorte schon aufgegessen – sonst hätte ich dich ans Licht bringen können, in den Himmel – wo alle ganz genau so sind wie du. Aber er bleibt allein.

 

Ich stehe auf dem Balkon und die Asche meiner Zigarette landet die drei Stockwerke tiefer – ich stelle mir das Ganze als Kamerafahrt vor und vielleicht mit Musik.

 

Ich rauche die Zigarette und ich will, dass sie ewig lang glüht, wie ich. Ich kann mir nicht vorstellen, was nach mir sein soll – ein Hohlraum, Leerstellen.

 

Das bin ich.

 

Leerstellen.

 

Für dich Mutter – für dich wünsche ich mir Enkelkinder. Aber für mich nicht – für mich ja nicht. Und dass ich meine Mutter auch darin enttäuschen werde, ihr niemals ein Enkelkind bringen zu können.

 

Ich sitze mit Levi im Café und er will wissen, warum ich keine Kinder will. Mein Lachen hilft nicht, ihm die Sorgen von der Stirn zu nehmen – ich sehe, wie sich der obere Bereich seines Gesichtes verkrampft immer mehr, sehe die tiefen Kuhlen im Wechsel mit Hautbergen. Mein Lachen macht es nicht besser. „Von dir?“ frage ich ihn und er zuckt mir der Schulter. Oder generell – warum ich so gegen Kinder sei, warum ich vor wenigen Minuten dem kleinen Mädchen noch einen abfälligen Blick zu geworfen hatte, während es versuchte, einen Stock aufzuheben, auf welchem es mit beiden Füßen fest stand. „Ich fand es ein bisschen blöd.“ sage ich „Oder zumindest fand ich es nicht süß.“ Ich schaue ihn ein bisschen an und denke: Levi ist doch wahnsinnig. Und ich bin es auch und was machen zwei Wahnsinnige mit einem Kind. Ich glaube Levi braucht eine Aufgabe, der braucht ein Leben, das ihm Struktur gibt und einen Sinn. Levi muss ein großer Mann sein oder zumindest der kleine Chef einer Familie. „Aber warum willst du keine Kinder?“ fragt er erneut. Plötzlich durchstößt mich dieses Gefühl wie damals mit Flo als wir ein zwei Tage dachten, ich sei schwanger. Dieses Gefühl wenn sich der ganze Körper zwischen Magen und Brustbogen zusammenzieht – verschwinden will – wenn der ganze Körper in dieser Stelle zwischen Magen und Brustbogen verschwinden will. „Ich habe Angst vor ihrer Liebe.“

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