U-Bahngespräch.
Es ist eine verdammte Frechheit und pietätslos noch dazu, dass sie diese Plakate nicht abgenommen haben. Dass da immer noch in jedem U-Bahnhof diese Plakate hängen. Diese Plakate mit dieser
Werbung. Diese Werbung mit diesem Model. Dabei wissen doch alle, es war doch in allen Zeitungen, es ist doch allgemein bekannt. Dass dieses Model bei dieser Fashionshow in Mailand über die
eigenen Füße stolperte und in Folge dessen in tausend Teile zersprang. Die Bilder gingen doch um die Welt, bitteschön. Victoria Beckham, die in der ersten Reihe saß, wurde zum Beispiel von den
Splittern des linken Oberschenkels getroffen. Aber sie kam mit einem Schrecken davon, Gott sei Dank. Einen Tag später erklärte sie in einer britischen Talk-Show, der Zwischenfall sei „tatsächlich
sehr erschreckend“ gewesen. Aber auch auf die anderen Gäste der Fashionshow rieselte die bedauernswerte junge Dame, die gerade noch ein gefeiertes Nachwuchsmodel war. Der ganze Laufsteg war voll
mit den Splittern ihrer Gedärme, und man fürchtete kurz, eine Massenpanik könnte ausbrechen. Aber zum Glück reagierte eine Kollegin, ebenfalls gefeiertes Nachwuchsmodel, blitzschnell. Sie nahm
das Armani Kleid vom Haufen der Körpersplitter und warf es sich über, und auch die anderen geplanten Auftritte der Zerbröselten übernahm sie gekonnt, sodass die Fashionshow ganz normal
weiterlaufen konnte und alles doch noch ein glückliches Ende nahm. Aber trotzdem sollte man neue Plakate machen. Es ist geschmacklos. Niemand will ständig ein Gesicht vor Augen haben, von dem man
weiß, dass es in Wahrheit bereits in seine Einzelteile zerfallen ist.
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