Foto: Luca Maximilian Kunze
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Gut gemeinter Vorsatz

In diesem neuen Jahr möchte ich mich noch weiter von mir entfernen, als bisher. Ich möchte ablassen von der ständigen Suche nach einer nicht vorhandenen Mitte und mich gehen lassen in meiner Wut, meiner Verzweiflung, und im Irrwitz des Lebens. Ich möchte mich der Völlerei und dem Vergnügen hingeben, so lange, bis ich es wieder bereue und mich mit Fasten strafe. Ich möchte unehrlich sein und mich für andere Menschen ausgeben, Schauspieler werden und meine Umgebung dramatisieren. Ich will unfertig sein und an kein Ende kommen, will mich keinem Ziel auch nur annähernd nähern. Ich möchte nirgendwo hinsteuern und umhertreiben, planschen und träumen. Möchte fröhlich sein und glücklich und es nicht wertschätzen, wie sonst auch immer und in der Trauer darum weinen. Ich möchte vergessen und immer wieder Fragen stellen und immer wieder aufs Neue vergessen. Nicht mehr zu etwas stehen, sondern einen Hauch mehr Lachen und eine Spur weniger Ernst an den Tag legen. Ich möchte Kind sein und Fehler machen, jedes Erwachsen-Sein aus meinem Körper reißen. Will veränderlich sein und unstetig, brauche keine Logik oder ein System. Ich möchte abweichen und zur gleichen Zeit Opportunist sein, irren und finden, völlig formlos. Ohne Prinzipien oder Regeln in mir. In diesem neuen Jahr möchte ich weniger Neues und mehr Altes wagen, und auch umgekehrt. Ich möchte undankbar sein und auf Sachen spucken, und gleichzeitig will ich alles auf meinem bisherigen Weg küssen. In diesem neuen Jahr möchte ich mir nichts vornehmen und keinen Vorsatz aufstellen. Nur dieses eine Mal. Dieses eine Jahr.

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