Foto: Luca Maximilian Kunze
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Rot unterstrichen und eingerahmt

Bei einer ihrer Lesungen hat Ann Cotten einmal gesagt „Schreiben ist Wegschauen“, vielleicht hat sie es auch aus einem ihrer Bücher vorgelesen, ich weiß nicht mehr. Ich habe diesen Satz jedenfalls in einem meiner schwarzen Notizbüchlein stehen, gefolgt von Folgendem: „In zwei Wochen unbedingt bei Doris schlafen, damit sie nicht allein sein muss!“. Rot unterstrichen und eingerahmt. Ich interpretiere diesen zweiten Satz als Zeichen einer möglichen Reue, weil ich oft vertieft in mein Schreiben wenig auf meine Mitmenschen achte. Von einer Tiefe in das Seichte zu gehen, fiel mir immer schon schwer; ich rede wenig, antworte nicht, grüße vor Furcht bloß die Alten, lasse jegliche Vormundschaft verkommen. Oder aber der Eintrag kann als einfaches Zeichen von unbändiger Lust auf Doris und ihren Körper gelesen werden. Unabhängig von Ann Cotten, losgelöst von jeder  Aufmerksamkeit und kognitiver Arbeit. Ein simples Verlangen nach frisch geknospten Brüsten und jeder gewollten oder möglichen Berührung. Ein animalisch innerliches Zehren oder Zerren. Aber was kann man im Nachhinein denn groß von Körperlichkeit schreiben, die längst vorbei ist und nie wirklich stattgefunden hat? Was kann man im Jetzt vom Damals auch nur erahnen, wenn man vor  Langeweile in einem außerkörperlichen schwarzen Notizbuch schmökert? Das Sprechen von Sprachlosem weckt nichts als Öde und Leere in mir und Ideen von aseptischer Liebe.

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