Foto: Luca Maximilian Kunze
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27.11.2014 (Bild: Türkische Gurken, Berlin-Neukölln)
Das Auto hält in einer Seitenstrasse. Wir betreten ein türkisches Restaurant, Onur begrüsst die rauchenden Männer in ärmellosen Shirts mit Handschlag. Wir gehen nach hinten in einen abgeschlossenen Raum. Am Tisch wird aufgeregt durcheinander geredet, als ich mich setze. Dickbäuchige Weingläser werden gefüllt. Onur kann nicht zur Ruhe kommen, bis das Essen auf dem Tisch steht und das Licht gedimmt ist. Auf den rosa Plastikblumen liegt eine feine Staubschicht. Ich bin die einzige Frau in der Runde, werde mit Namen begrüsst, Onur hat mich angekündigt. Kerem steht auf, umarmt mich, sagt, ich sehe schön aus, sehr blass, aber ich hätte eine edle Aura. Durch den Pulli spüre ich  seinen trainierten Bauch, heute trägt er keine Weste. Ich lächle verspannt. »Eine Frau wie du kann doch jedes Glück finden, das sie sucht!« Kerem kommt in Fahrt, will seinen Satz zurücknehmen, wie er ihn ausgesprochen hat. Er fährt weiter: »Sie ziehen Kinder gross, machen Wochenendausflüge, gehen ins Theater und kaufen im Supermarkt ein, diese Schweine.« Ich sage, dass ich nicht darüber sprechen möchte, Kerem schenkt mir Wein ein, bei ihm und Onur sei ich sicher.
Ich sitze zwischen Onur und Kerem, ich müsse essen, ich sei dünn, höre ich von beiden Seiten. Aus Anstand drehe ich einen Lammspiess zwischen meinen Fingern, spüle die kleinen Bissen mit Wein hinunter. Auf die Platten kommen immer wieder frische Speisen. Onur sieht mich an, streicht mir über den Kopf und erzählt, dass er manchmal aus dem Fenster blicke und Menschen sehe, die er eigentlich gar nicht sehen kann, weil sie schon lange nicht mehr leben. Aber ihre Gesichter könne er erkennen. Es ist wichtig, nicht aufzuhören, anderen Menschen zuzuhören, denke ich und lege meine Hand auf seinen Arm. »Ich bin ein Typ, den bringt man nicht so schnell wieder los« sagt Onur. Wir meinen es gut miteinander. Ich lege meine Arme auf die Schultern von Kerem und Onur und frage, was die anderen Männer am Tisch besprechen, in der mir unverständlichen Sprache. Er habe einen Plan, sagt Onur. Dazu brauche er die Hilfe seiner Freunde. Ich bin nicht sicher, ob ich das gut finde. Ein Blick in die Runde reicht aus, um mir vorzustellen wie fünf starke Männer losziehen, nicht wie früher beim Räuber und Gendarm Spiel. Ein grosser Plan, ein blutiger, wahrscheinlich.

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