Foto: Luca Maximilian Kunze
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06 - Soletti

Ich wohne im TOP 22. Das ist ein schönes Atelier mit spektakulärer Aussicht auf die Donau. Aber kaum hab ich die Tür hinter mir geschlossen, kaum hab ich den Koffer ausgepackt und den Rechner samt Internetanschluss in Betrieb gesetzt, will ich schon wieder raus. Nicht nur, weil ich nichts als Wein, Gurken und Marillenmarmelade im Kühlschrank habe. Auch weil abruptes Alleinsein mich lähmt.

Also gehe ich in die Bar 33. Das weiss ich natürlich noch nicht, als ich losgehe. Ich kenne hier kein Café, keine Bar, kein Restaurant, nicht in Krems und erst recht nicht in Stein, dem Stadtteil von Krems, in dem ich wohne. Stein ist alt. Stein ist still. Stein blättert ab. In Stein hängen die Leute allein oder zu zweit aus Erdgeschossfenstern und grüssen zurück.

In der Bar 33 kostet ein weisser Spritzer 1,70 Euro, ein Viertel von dem, was ich in Zürich bezahle, und es wundert mich gar nicht, dass einige der Gäste schon um 18 Uhr schräg stehen. Der Wirt bringt mir Soletti. Hier gibt es keine grünen Nüsse, hier gibt es noch Salzstangen. Hinter mir an der Bar redet ein Mann auf die Frau ein, an der er sich festhält, liebestrunken, denke ich, ohne hören zu können, was er sagt. Wieder in einer Sprache, die so weit von der mir vertrauten abweicht, dass ich den Gesprächen nicht einfach durch alle Nebengeräusche folgen kann. Als die Männer am Nebentisch beginnen, über die Ukraine und die EU zu sprechen, habe ich den plötzlichen Impuls, die Brille aufzusetzen, um sie besser zu verstehen. Es hilft aber nur wenig.

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