Foto: Luca Maximilian Kunze
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26 – Bébé: Die Dornen

Heute machte das Morgengrauen Sinn. Selbst die Sonne kroch nur langsam in die Höhe. Iris wickelte ihre Haare zu einem Dutt und im Nu saß ihr ein robuster Helm auf dem Kopf. Er passte zu ihrer vernarbten Wange und zum Zweck des Tags. Lily war eingetroffen. Auch sie trug Helm, Narbe und Wut im Bauch. Sobald Rose eintraf, ging es los. Iris, Lily, Rose, dachte ich, irgendwas stimmte nicht damit, Iris, Lily, Rose, murmelte ich vor mich hin. Klara schliff ihre Messer, Granny Doll trug sämtliches Werkzeug zusammen und spitze Gegenstände, Delfina bewaffnete ihre Kiste, und ich besprach mich mit dem Löwen.

Ich hab’s!, rief ich aus.
Was?, fragte er.
Die Namen, sagte ich.
Welche Namen, fragte er.
Iris, Lily, Rose, sagte ich, was fällt dir auf?
Er überlegte. Dann las ich die Antwort von seinem grinsenden Maul ab. Grinsende Großkatzen sehen unheimlich aus, dachte ich und: Dieses Gesicht sollte er sich für später merken.
Warum heißt ihr alle wie Blumen?
Iris und Lily blickten von ihrem Stadtplan auf, der den gesamten Tisch einnahm, über dem der Wolkenhimmel hing und noch immer nicht regnete, weil ihm nicht nach Weinen zumute war, sondern nur nach Donner und Blitz.
Lily grinste Iris an, Iris grinste mich an und ich versuchte das Grinsen des Löwen zu imitieren, doch scheiterte an meinem Namen. Den würde ich ablegen, wusste ich, eine Victoria wollte ich sein nach diesem Tag, eine Medusa, eine Katharina die Große, aber da ging es dann durch mit mir.
Blumen sind schön, zart und können leicht geknickt werden, sagte Iris, das war ihr Plan.
Es hatte alles System, sagte Lily.
Aber Rosen haben Dornen, sagte ich.
Eben, sagte Iris, das haben sie nicht bedacht.
Und der Himmel über der Stadt auf dem Tisch ließ Licht herein.

 

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