Foto: Luca Maximilian Kunze
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16 – Granny Doll: Die Freundin

Die Erde war angenehm weich und Bébé und ich konnten sie mühelos ausheben. Wir mussten die Wölfin hineinschieben in das Loch, sie war von ihrem Unglück so schwer geworden, dass wir sie nicht hätten heben und hineinlegen können. Das Wölfchen konnte Bébé dann alleine nehmen. Das Loch mit den braunen Gestalten sah leer aus in der dunkelgrauen Nacht, nur die Spitze an der Brust der Wölfin leuchtete im Mondlicht, als hätten wir sentimental ein hübsches Kleid zu Grabe getragen. Aber sentimental waren wir, das konnte niemand leugnen, die Wölfin war jeder von uns eine gute Freundin gewesen, doch Klara am meisten, weswegen sie den Mond anheulte wie ein trauriger Hund, als wir zuschaufelten. Ich fürchtete, die Wachen könnten das bis vor die Stadt hören, doch ich hätte nicht so verroht sein können, Klara zu verbieten, um die Wölfin zu weinen. Als wir zurück zum Wagen gingen, rissen wir schwerfällig Langlaufspuren hinter unseren Füßen hinein ins Gras. Selbst Delfinas Seifenkiste quietschte in Moll. Wir betraten den Wagen, Delfina hob ich über die Leiter, weil ihr die Kraft in den Armen fehlte, setzten uns um den Tisch und schwiegen. Eine lange Zeit. Atmeten schwer. Und gläsern unsere Augen. Ich konnte das Stromnetz, das über die ferne Stadt gespannt war, säuselnd vibrieren hören. Klara sammelte sich als erste und sagte etwas, das wir nicht verstehen konnten. Sie räusperte sich und wiederholte: Und nun, Bébé, zu dir.

 

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