Foto: Luca Maximilian Kunze
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8 E

Sie lässt die Menschen aussteigen, sie steigt zwischen Menschen in die U-Bahn ein, sie stellt sich in eine leere Ecke. Es sind nicht viele Menschen, aber zu viele. Sie scannt die Anwesenden nach Kontrolleurshaftigkeiten ab, sie findet nichts dergleichen an ihnen. In jeder Station stellt sich irgendjemand anderer nah, viel zu nah neben sie. Sie zählt die Stationen runter. Es sind nicht viele Stationen, aber zu viele. Sie scannt, sie zählt, sie macht sich dünn. Sie lässt die Menschen aussteigen, sie steigt hinter Menschen aus, sie geht auf eine leere Strecke. Es sind viele Menschen, viel zu viele. Sie geht schnell und bestimmt, vorbei an all den trägen Leuten. Sie setzt zum Überholen eines bulligen Mannes an, der beschleunigt, stemmt die Hände seltsam in die Hüften und geht plötzlich den Oberkörper wie ein Cowboy schwingend neben ihr her. Bei jeder Säule stößt er seinen Ellenbogen ein bisschen heftiger in ihren Oberarm, bald wird er ihr allen Raum genommen haben. Wenn er sich den Raum nehmen kann, kann er den Raum ihr nicht lassen, denkt sie sich, dass er sich denkt. Sie schaut sich kurz um, vermisst den Abstand zwischen den trottenden Menschen und ihre Geschwindigkeit, wird schnell langsamer, macht hinter dem Schiefgänger einen Schritt zur Seite und überholt ihn endlich unbedrängt. Sie hat wieder nichts gesagt, weil eine U-Bahn-Station kein Ort ist für solche Gespräche, was soll sie da sagen. Sie denkt sich nur: Nein, im Raum bewegen können sich Menschen nicht.
 

 

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